Share on facebook
Share on linkedin
Share on twitter
Share on email

20% der Kindernotfallversorger erfüllen die Qualitätskriterien des G-BA nicht

von Matthias Brachmann und Mara Gnadt

 

Der Medizinische Dienst (MD) führt jährlich Prüfungen zur gestuften Notfallversorgung durch, die sich inzwischen als fester Bestandteil der externen Qualitätssicherung etabliert haben. Diese gestufte Notfallversorgung, die 2018 eingeführt wurde, unterliegt seit 2021 einer regelmäßigen Überprüfung, bei der bis 2026 jährlich 20 % der bislang nicht kontrollierten Krankenhäuser geprüft werden. Nachdem die Prüfung im Jahr 2022 aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt werden musste, wurden die Kontrollen 2023 und 2024 wieder aufgenommen, womit die diesjährige Prüfung die Dritte seit Beginn darstellt.

Im Rahmen der Prüfung wird bewertet, ob die Krankenhäuser die festgelegten Standards der gestuften Notfallversorgung einhalten oder ob es Defizite gibt. Zu den Prüfanforderungen gehören unter anderem die Vorlage von Dienstplänen, der Nachweis der Qualifikation des Personals sowie die Erfüllung der Vorgaben hinsichtlich der Anzahl und Spezialisierung der Fachabteilungen. Die Einhaltung dieser Kriterien erfordert von den Krankenhäusern eine kontinuierliche interne Kontrolle und sorgfältige Vorbereitung.

Da die Ergebnisse der MD-Prüfung erst nach einer Verzögerung von etwa 1,5 Jahren an den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) gemeldet werden, während die negativen Bescheide unmittelbar Auswirkungen auf die Budgetverhandlungen haben, war es unser Ziel, auch dieses Jahr die aktuellen Prüfungsergebnisse frühzeitig zu analysieren. Erstmalig haben wir eine exklusive Umfrage für das Modul „Kindernotfallversorgung“ durchgeführt. Zur Teilnahme aufgefordert waren nur Krankenhäuser, die im Jahr 2024 vom MD geprüft wurden. Bei nicht bestandenen Prüfungen wurden die spezifischen Gründe für das Nichtbestehen erfasst. Zudem wurde abgefragt, ob die Krankenhäuser auch an der Erwachsenennotfallversorgung teilnehmen und in welcher Notfallstufe diese eingestuft sind.

Mit der Umfrage konnten wir Krankenhäuser in vielen Bundesländern und sämtlichen Notfallstufen der Kindernotfallversorgung erreichen. Insgesamt gaben 20 % der befragten Häuser an, die MD-Prüfung nicht bestanden zu haben. Die Gründe für das Nichtbestehen ähneln denen der Erwachsenennotfallversorgung: fehlende Facharztpräsenz innerhalb von 30 Minuten, keine Triage in den ersten 10 Minuten und mangelnde Fortbildungsnachweise. Ein spezifischer Mangel in der Kindernotfallversorgung war das Fehlen einer Pflegefachkraft mit dem Schwerpunkt Pädiatrie. Etwa die Hälfte der Befragten nimmt ebenfalls an der gestuften Erwachsenennotfallversorgung teil und auch hier sind sämtliche Notfallstufen vorhanden.

Fazit:

Jedes 5. geprüfte Krankenhaus konnte gegenüber dem MD nicht nachweisen, dass die Qualitätsanforderungen an die Kindernotfallversorgung eingehalten werden. Damit ergibt sich zwar ein ähnliches Bild wie bei der Erwachsenennotfallversorgung (17,5% Durchfallquote, Stagnation der Durchfallquote bei der MD-Prüfung zur gestuften Erwachsenennotfallversorgung 2024 – bcmed GmbH), gleichzeitig ist der Erfüllungsaufwand für die Kindernotfallversorgung deutlich weniger komplex. Da die Erfüllung der Anforderung des Moduls Voraussetzung für die Einrichtung eines Integrierten Notfallzentrums für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Reform der Notfallversorgung werden wird, haben die Krankenhäuser erheblichen Nachholbedarf. Die genannten Durchfallgründe sind struktureller Natur, so dass eine Nachbesserung durchaus möglich zu sein scheint. Einzig die mangelnde Verfügbarkeit von Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekräften scheint auch zukünftig schwer lösbar zu sein: Im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung ist dieser Ausbildungszweig nicht mehr vorgesehen. Hier scheint es auf Seiten des G-BA dringlichen Regelungsbedarf zu geben.

 

 

Die bcmed GmbH ist eine Unternehmensberatung im Gesundheitswesen. Wir beraten international Unternehmen und Organisationen mit Schwerpunkt in der stationären Notfallversorgung. Unser Leistungsspektrum reicht von der Strategieentwicklung und -umsetzung bis hin zur Übernahme von Managementfunktionen und Umsetzung digitaler Lösungen in die komplexen Krankenhausprozesse. Zu unseren Kunden zählen Kliniken, privatwirtschaftliche und öffentliche Träger, sowie Unternehmen der Medizintechnik-Branche. Sie alle vertrauen der Praxiskompetenz, dem Engagement und der langjährigen Erfahrung unseres Teams, das vom Standort Ulm aus aktiv ist.

 

© bcmed 2024

 

Entdecken Sie weitere Blog Beiträge